Herren 1 überstehen auch stürmische Gewässer

Während sich das mit reihenweise talentierten Handballern bestückte Herren 1-Flaggschiff des TSV Alemannia Freiburg-Zähringen souverän durch die bisherige Saison manövriert hat und bis dato relativ leichten Wellengang hatte, krachte es in den vergangenen beiden Wochen in einige unerwartet hohe Wellen, die das Schiff zwar ordentlich zum Straucheln, dank des Einsatzes der Crew aber nicht zum Kentern brachten. Beim Topspiel vor zwei Wochen zuhause gegen die HSG Dreiland (09.11.) machte man nach vierzig ausgeglichenen Minuten letztlich alles klar. Vergangenen Samstagabend (16.11.) im Duell “Erster gegen Letzter” gegen die HSG Mimmenhausen/Mühlhofen in Salem am Bodensee musste man dagegen unerwarteterweise bis zur letzten Spielminute zittern und alles reinhauen, um sich den 22:25-Auswärtssieg zu erkämpfen.
Gegen die HSG Dreiland, die sich bis dahin in den top vier der Liga festgesetzt und zuvor einen eindrucksvollen Sieg gegen die SG Köndringen/Teningen eingefahren hatte, konnte das Team von Max Wachter noch in Bestbesetzung antreten. Angeführt von TSV-Goalgetter Felix Bühler, der direkt die ersten drei Treffer beisteuerte, erwischte die Alemannia wie so oft den besseren Start ins Spiel und führte nach einem weiteren Tor von Moritz Bretz mit 4:1. Doch ebenso oft ruht sich die Mannschaft dann auf der Anfangsführung aus, was es dem Gegner ermöglicht, ins Spiel zurückzukommen. So auch der HSG Dreiland. Ab dem 5:5 in der 10. Spielminute entwickelte sich für die nächsten zehn Minuten ein Duell auf Augenhöhe, in dem es keinem der beiden Teams gelang, sich entscheidend abzusetzen. Die abgezockten Gäste zogen die Angriffe lang und schafften es immer wieder, im letzten Moment die richtige Lücke zu attackieren, worauf die Zähringer mit schnellen und erfolgreichen Offensivaktionen antworteten. Mit der Hereinnahme Finn Meermanns, der die gegnerische Abwehr ordentlich durcheinanderzuwirbeln wusste, konnte sich der TSV das erste Mal mit einigen Treffern absetzen. Die HSG allerdings ließ nicht locker und markierte den letzten Treffer der ersten Hälfte zum 17:15 Halbzeitstand. Die richtige Antwort fand das Heimteam zum richtigen Zeitpunkt nach der Pause: Ein bärenstarker 9:2-Lauf zum 29:21 in der 45. Minute ebnete den Weg zum nächsten klaren Heimsieg. Die Zähringer brachten die Führung sicher ins Ziel und gewannen schlussendlich verdient mit 35:26 in heimischer Halle.
Eine Woche später gegen das Tabellenschlusslicht der HSG Mimmenhausen/Mühlhofen sollten die nächsten beiden Punkte eingefahren werden. Neben den Langzeitverletzten Jonas Klosa und Mael Boukhari sowie Torhüter Hendrik Dittmers, den noch immer an einer hartnäckigen Erkältung laborierte, waren auch Kreisläufer Lennart Ludwig und Rückraumspieler Marius Schneider nicht einsatzbereit. Dennoch reiste die Alemannia mit vollem Kader an den Bodensee und wollte unter Beweis stellen, dass man auch vermeintlich leichtere Aufgaben mental präsent und voll konzentriert zu lösen weiß. Die HSG Mimmenhausen/Mühlhofen allerdings entpuppte sich als keinesfalls leichte Aufgabe, eher das Gegenteil war der Fall. Zwar erwischte das Zähringer Team erneut den besseren Beginn und führte nach fünf Minuten mittels Ballgewinnen und schneller Angriffe mit 2:5, danach jedoch geriet der Spielflow ins Stocken. Das Heimteam vom Bodensee zeigte sich giftig und entschlossen in der Abwehr und dynamisch und gefährlich im Angriff. Attribute, die den Gästen aus Freiburg in der ersten Spielhälfte fehlten. So glich Mimmenhausen schnell wieder aus und siehe da, es entwickelte sich ein unerwartetes Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Alemannia ließ im Angriff den Ball entschieden zu wenig laufen und kam deshalb nur selten zu richtigen Abschlüssen. Defensiv wechselten sich starke Phasen und krasse individuelle Fehler ab, sodass die HSG mit einer zu diesem Zeitpunkt völlig verdienten 12:11-Führung in die Pause ging. Eine volle und auf die Sensation brennende Halle sowie möglicherweise etwas zu euphorische Hallensprecher taten ihr Übriges für die hitzige Atmosphäre. Nach einem gehörigen Einlauf von TSV-Chefcoach Max Wachter in der Halbzeitpause und mit neuer taktischer Ausrichtung starteten die Zähringer trotz allem hochmotiviert in die zweite Spielhälfte. Man war entschlossen, den Fans in der Salemer Sporthalle zu zeigen, warum die Alemannia derzeit verlustpunktfrei auf dem ersten Tabellenplatz der Landesliga Süd steht. Doch ähnlich hohe Ziele hatte sich scheinbar auch die Heimmannschaft gesteckt. Angetrieben von der Chance auf die Riesenüberraschung machte sie es den Zähringern weiterhin schwer, einfache Tore zu erzielen. Außerdem hatte Sven Koester im Tor der HSG einen Sahnetag erwischt und verhinderte unzählige Zähringer Treffer. Zum Glück zeigte Torhüter John Hötger in der zweiten Hälfte für die Alemannia eine ähnlich starke Leistung zwischen den Pfosten. Aber zurück zum Spielgeschehen: In der 40. Spielminute zog der TSV beim Spielstand von 15:18 das erste Mal auf drei Treffer davon, doch auch diesen Lauf konterte das Heimteam mit einem eigenen 3:0-Lauf und glich zum 18:18 aus. Mit Felix Bühler und Uchenna Obi neben dem flinken Sinan Kantar hatte die Alemannia aber zwei wurfgewaltige Spieler im Rückraum stehen. Und Obis Hereinnahme sollte sich als wahrer Glücksgriff herausstellen. Der noch A-Jugendliche (!) demonstrierte in der wichtigsten Phase des Spiels sein gesamtes Können und nahm einen Riesenberg an Verantwortung auf sich. Mit drei erfolgreichen Angriffsaktionen innerhalb kürzester Zeit brachte er die Alemannia auf die Siegesstraße – und die Halle damit zum Schweigen. Was will man dazu noch sagen außer “ice in his veins”? Angesichts der fehlenden Zeit und des deshalb steigenden Drucks vertändelte die HSG in der Folge zwei weitere Angriffe, wodurch der nächste Sieg für das Team aus Zähringen endlich Form annahm. Mit einem 22:25-Auswärtssieg verabschiedete sich die Alemannia nach sechzig hart umkämpften Minuten vom Parkett und sorgte so für die nächsten beiden Punkte.
Tief durchatmen hieß es für alle Spieler, Trainer und Fans in der Halle oder am Liveticker zu Hause. Zwar zeigte die Mannschaft insgesamt ein alles andere als gutes Spiel und kann über den knappen Sieg heilfroh sein. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass die Zähringer Herren nicht nur zaubern, sondern auch handballerisch arbeiten und kämpfen können. Diese Eigenschaft wird dem Team im Laufe der Saison sicherlich noch zugutekommen. Und als faire Sportsmänner gilt es letztlich auch dem Heimteam der HSG Mimmenhausen/Mühlhofen zu einem starken Spiel, in dem es den Tabellenführer an den Rand der Verzweiflung gebracht hat, zu gratulieren.
Am kommenden Samstagabend (23.11., 20:00, Jahnhalle) wollen sich die Herren 1 vor eigenem Publikum gegen den TV Pfullendorf wieder deutlich steigern. Die Mannschaft freut sich über jedwede Unterstützung und über jeden Fan, der den Weg in die Zähringer Jahnhalle findet.