Herren 1: Starke Vorstellung beim Tabellenführer wird nicht belohnt

Der TSV Alemannia Freiburg-Zähringen zeigt auswärts gegen den Tabellenführer aus Rintheim die bisher mit Abstand beste Saisonleistung und sieht gegen Ende des Spiels schon wie der sichere Sieger aus, verliert dann in den Schlussminuten aber das Konzept und dadurch das Spiel durch einen direkten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit. Herausragender Mann auf Seiten der Zähringer war Mittelmann Luca Schreiner, der sein Team mit 9 Treffern anführte und sinnbildlich für die starke Teamleistung der Gäste aus Freiburg stand.

Die längste Auswärtsreise der Saison trat die Alemannia mit nahezu allem im Gepäck an, was sie zu bieten hatte: Ganze 23 Spieler, Coaches und Teamverantwortliche machten sich gemeinsam auf den Weg nach Karlsruhe, um die Mission „Überraschungssieg gegen den Tabellenführer“ erfolgreich zu gestalten. Einzig und allein Marius Schneider befand sich weiter in der Aufbauphase nach seiner Meniskusverletzung und spielte sich zeitgleich mit der Zweiten Mannschaft ein, ansonsten trat die Alemannia mit breiter Brust und vollem Kader beim TSV Rintheim an.

Die Tabellensituation ließ eigentlich ein klares Bild vermuten: Es war das Duell des Ersten gegen den Elften der Verbandsliga Staffel 4. Doch genauso klar war allen Zähringer Beteiligten, dass die Tabelle nicht das tatsächliche Machtverhältnis widerspiegelte. So viele der vergangenen Spiele hatte das Freiburger Team nun extrem knapp verloren oder Unentschieden gespielt, sodass allen bewusst war, dass wenn man die nötige Intensität und das eigene Spiel auf die Platte brachte, definitiv etwas zu holen war gegen das Karlsruher Topteam. Die Anlage beider Teams war nahezu identisch. Ebenso wie die Alemannia zeichnete sich der TSV Rintheim in den vergangenen Spielen bedingt durch das junge Durchschnittsalter durch eine schnelle und explosive Spielweise aus, während in der Defensive eine kompakte 3-2-1 Formation für Ordnung herrschen sollte. Es stellte sich also im Vorhinein des Spiels die Frage, welches Team sein Konzept besser durchbringen sollte.

Von Minute eins an zeigten sich die Freiburger hellwach auf dem Spielfeld. Entgegen den letzten Spielen, in denen die Anfangsphase häufig verschlafen wurde, brachte man Leidenschaft und Härte auf die Platte. Die Defensive packte ordentlich zu, vorne brachte Uchenna Obi sein Team durch zwei Gewalttore in Front. Einzig Friedrich Krüger auf der halblinken Position vermochte es, die Zähringer Abwehrreihe zu durchbrechen und sein Team dadurch im Spiel zu halten. Doch die Alemannia spielte weiter schnell und intensiv, einen Rintheimer Doppelschlag zum 4:4 Ausgleich konterten die Gäste durch zwei eigene Tore zum 4:6 und zwangen das Heimteam damit zum ersten Time-Out. Dieses zeigte zunächst keine Wirkung, der TSV aus Zähringen konnte die Zwei-Tore-Führung halten, nach einer Viertelstunde stand es 7:9 für die Alemannia durch einen weiteren Treffer von Ruben Wohlfarth. Im Anschluss folgte allerdings die schwächste Phase der Zähringer Gäste. Technische Fehler und Fehlwürfe bestrafte das Heimteam mit einem 4:0-Lauf, plötzlich sah sich die Alemannia im Hintertreffen. Moritz Bretz und Comebacker Matze Behr auf Seiten der Breisgauer durchbrach diesen Lauf und erzielten die Anschlusstreffer zum 12:11, doch erneut zog Rintheim durch eine starke Chancenverwertung auf 14:11 davon. Fünf Minuten vor Schluss der ersten Halbzeit war die Alemannia nun in einer brenzligen Phase angekommen, da man das Heimteam auf keinen Fall davonziehen lassen wollte. Und die Zähringer Spieler antworteten überragend: Mit einem 3:0 Lauf egalisierte das Team die Rintheimer Führung und stellte auf 14:14, die Bank sowie die zahlreich mitgereisten Freiburger Fans kochten. Nach einem weiteren Treffer durch Friedrich Krüger und einem verworfenen Strafwurf von Ruben Wohlfarth ging es mit 15:14 in die Kabinen, die Alemannia blieb also in Schlagdistanz und es war alles offen für Hälfte zwei.

Nach der Pause erhöhte Niklas Bäuerle für die Heimmannschaft auf 16:14, doch die Alemannia konnte den Rückstand schnell aufholen. Luca Schreiner besorgte durch überragende Einzelaktionen gleich zweimal den Ausgleich. Die Defensive der Alemannia verteidigte im Anschluss drei Angriffe der Karlsruher überragend, es gelang jedoch auf der Gegenseite einfach nicht der Führungstreffer, der mental so wichtig gewesen wäre. Zu dieser Phase gesellte sich auch noch eine Zeitstrafe für Zähringen hinzu, weshalb es in Unterzahl umso schwieriger wurde, in Führung zu gehen. Doch Sinan Kantar klaute trotz Unterzahl einfach mal den Ball und sorgte für den 18:19 Führungstreffer für die Alemannia. Allen, die es mit dem TSV Alemannia Freiburg-Zähringen hielten, war zu diesem Zeitpunkt klar, hier geht heute was. Erik Frisch, der auf Rückraum Rechts ein überragendes Spiel ablieferte, erhöhte durch einen Willenstreffer auf 19:21. Im Anschluss zeigte Linksaußen Linus Herzog seine eiskalte Stärke und sorgte durch zwei coole Treffer für die erste Freiburger Drei-Tore-Führung. Das Momentum war völlig umgeschlagen und die Alemannia nun die bessere Mannschaft, der Coach des TSV Rintheim nahm die nächste Auszeit. Es folgte eine Schlüsselszene des Spiels: Der Zähringer Kreisläufer Lennart Ludwig, der bis dahin bockstark verteidigte und seine Abwehrreihe kompakt zusammenhielt, erhielt nach einer harten Abwehrattacke eine fragwürdige rote Karte. In der Folge war die Alemannia vier Minuten lang in einfacher Unterzahl, eine große Hypothek für die letzten zwölf Minuten des Spiels. Für diese kurze Zeit war Schadenbegrenzung angesagt und den TSV Rintheim nicht wieder herankommen zu lassen. Irgendwie gelang dies den Freiburgern und es war während dieser schwierigen Phase erneut Luca Schreiner, der durch zwei weitere Tore die Führung aufrechterhielt. Erst nachdem Zähringen wieder vollständig war, konnte das Heimteam zum 26:26 ausgleichen. Sinan Kantar und Linus Herzog ließen jedoch einen Doppelschlag folgen und erhöhten erneut auf 26:28. Als die Alemannia zwei Tore in Front lag, kam auch noch eine Zeitstrafe für den besten Rintheimer Mann auf der Platte Friedrich Krüger hinzu, womit alle Vorteile fünf Minuten vor Schluss beim Team aus Freiburg lagen. Es galt nun cool zu bleiben, Aktion nach Aktion ruhig auszuspielen und die Führung ins Ziel zu tragen. Nach der dritten und letzten Auszeit des Heimteams setzte Anton Feirabend den Anschlusstreffer zum 28:29, Ruben Wohlfarth konterte zum 28:30 für die Alemannia dreieinhalb Minuten vor Schluss. Was dann folgte, war die absolute Brutalität des Handballsports. Jede Aktion lief plötzlich gegen die Alemannia aus Zähringen. Nach einem Abwehrfehler der Freiburger war Luca Schreiner gezwungen seine Position zu verlassen und auszuhelfen und kam dabei so sehr zu spät und von der Seite, dass die Zeitstrafe die logische Konsequenz war. Friedrich Krüger setzte den fälligen Siebenmeter ins Gehäuse der Gäste, nur noch ein Tor trennte die beiden Teams. In Unterzahl gelang der Alemannia nicht die dringend benötigte freie Wurfchance, sodass erneut Rintheim den Ball eroberte. Niklas Huber erzielte den nächsten Treffer für die Heimmannschaft und plötzlich stand es wieder 30:30 Unentschieden. Noch zwei Minuten und die Stimmung in der Halle war kurz vorm Überkochen. Die Alemannia hatte noch eine Auszeit und besprach den letzten Angriff, war dabei allerdings schon ins Zeitspiel geraten und hatte somit nur noch drei Pässe zur Verfügung. Mit dem letzten Pass und dem letzten Willen setzte Matze Behr sich frei durch – und setzte den Wurf an den Außenpfosten. Sofort ging es in die andere Richtung und plötzlich hatte Rintheim mit der letzten Minute und dem letzten Angriff wieder die Chance, das Spiel für sich zu entscheiden. Auch schon im Zeitspiel angelangt erhielt Erik Frisch auf Seiten der Freiburger nach einem beherzten, aber fairen Zweikampf eine völlig unberechtigte Zeitstrafe, womit die Alemannia die letzten Sekunden erneut nur zu fünft verteidigen konnte. Trotz dessen gelang dem TSV Rintheim keine klare Torchance mehr, der Alemannia gelang das so wichtige Stoppfoul mit Ablauf der Spielzeit, doch es gab noch den letzten direkten Freiwurf für das Heimteam aus halblinker Position aus etwa zwölf Metern Entfernung. Friedrich Krüger trat an – und setzte den Ball mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und Präzision über die Zähringer Mauer hinweg und am Torwart vorbei unter die Latte in den rechten Knick. 31:30. Ein Wurf ins Tor und ein Stoß in das Zähringer Herz. Die Halle explodierte, die Fans rasteten aus und es bildete sich eine Rintheimer Jubeltraube auf dem Helden des Tages. Der Mannschaft des TSV Alemannia Freiburg-Zähringen blieb nur die Rolle als der große Verlierer. Doch bei allem Frust muss man auch anerkennen: Das war einfach ein Wahnsinnswurf am Ende.

Nach einem wahnsinnig umkämpften und hochqualitativen Handballspiel hieß der Gewinner also TSV Rintheim, die somit ungeschlagen Erster in der Liga bleiben. Der Alemannia blieb nach einem extrem bitteren Spielende nur die Erkenntnis, dass man herausragend gespielt hat und mit so einer Leistung in der Zukunft jeden Gegner der Liga schlagen kann. Außerdem möchte das Team ein großes Dankeschön aussprechen an alle mitgereisten Fans, die die weite Fahrt nach Karlsruhe auf sich genommen und ihr Team zu dieser Ausnahmeleistung gepusht haben, auch wenn am Ende keine Punkte herausspringen sollten.

Am kommenden Samstag (01.11.) um 20 Uhr folgt das nächste Auswärtsspiel bei der SG Muggensturm/Kuppenheim, ehe am 08.11. endlich das nächste Heimspiel gegen den TuS Helmlingen in der Jahnhölle ansteht.